Am 24. Juni hat Microsoft Windows 10.1 … äh, Windows 11 angekündigt. Und meine Güte war das ein Hype! Der Leak hat garantiert seinen Zweck erfüllt … ähm … ungewollt seinen Teil dazu beigetragen 😉
Was es da nicht alles zu sehen gab. Ein neues „Startmenü“, eine zentrierte Taskleiste mit zentriertem Start-Button (und sogar mich selber zentriert man!), runde Ecken überall im System, (Amazon) Android-Apps auf Windows und so viel mehr.
EDITORIAL: Vorab ein kleiner Disclaimer, vor allem mit Blick auf den letzten Blogpost zu Windows 11: Ich habe Überraschungen versprochen. Eine Überraschung kann positiv … aber auch negativ sein.
Ich bin mehr enttäuscht als überrascht und habe hier einmal das Wagnis begangen, meine Probleme aufzuzeigen. Gleichzeitig versuche ich zu zeigen, dass ich mit meinen Problemen weder alleine noch teil einer Minderheit bin.
Weiter versuche ich auch ein wenig den Frust und die Enttäuschung zu erklären und abzubauen.Viele Phrasen können richtig sein, aber gleichzeitig auch überspitzt dargestellt sein. Wie zum Beispiel Captain Picard.
Das ändert aber nicht an dem Problem, welches ich aufzeigen will. Und es schmälert dieses Problem auch nicht.
Ich bitte das zu respektieren.
Inzwischen habe ich auch einmal einen objektiveren Nachfolge-Artikel dazu verfasst, den Sie hier lesen können.
Was einen im Punkto Design erwartet:
- Das neue Windows Logo ist das Microsoft Logo … in Blau.
- Das Startmenü hat sich wie vorhergesagt in einen App-Drawer verwandelt. Gruppen oder gepinnte Apps aus dem Windows 10 Startmenü werden beim Upgrade (derzeit noch) verworfen. Wer weiß, ob sich das ändert.
- Das „Action-Center“ wurde gekillt. Dafür hat man die Benachrichtigungen hinter der Uhr versteckt, wo sie bestimmt jeder finden wird.
- Der Explorer hat seine Ribbon-Oberfläche verloren. Dafür hat man ihm eine neue Optik verpasst. Es werden immer noch mehr Optionen als in Windows 7 angezeigt, aber weniger als in Windows 8 und 10 mit ihrem Ribbon-Interface.
- Klickt man auf den Lautsprecher bzw. das Netzwerksymbol kommen die Kacheln für den Flugmodus, Bluetooth etc. zum Vorschein, welche vorher im Action-Center angezeigt wurden.
- Der Microsoft Store wurde überarbeitet und sieht jetzt ein wenig aus wie die Office for Mac-Version von OneNote.
- Achja, die Taskleiste und der Startbutton sind jetzt in der Mitte. Ich komme damit klar aber …
- Die Einstellungen wurden überarbeitet und sind jetzt übersichtlicher. Die Systemsteuerung gibt es aber immer noch.
- Die Fancy-Zones aus den Windows 10 PowerToys sind nun (mit vorgefertigten Sets) in Windows integriert.
- Und zu guter Letzt sind da natürlich noch RUNDE ECKEN überall. :O Runde ecken.
Das Design ist eigentlich ein Wagnis, aber es gefällt. Irgendwas macht es richtig, drüber fluchen kann ich nicht. Es ist eigentlich Okay, für mich ein Schritt in die richtige Richtung. Kann aber daran liegen, dass ich teilweise MacOS benutze. (Was nicht heißen soll, das Microsoft wieder bei Apple gestohlen hat. Herrgott!). Viele werden mit dem Design von Windows 11 zufrieden sein, viele aber auch nicht.
UND WAS HAT SICH SONST SO GETAN?
- Die neue Taskleiste scheint mit dem Edge-Browser zusammen zu hängen. Denn wenn man in der Taskleiste auf F7 drückt (was in Microsoft Edge die Tastatur-Navigation aktiviert) kommt da so ein komisches Fenster. Das bekommt man nur weg, in dem man den gesamten Explorer neu startet. Geil, Chromium in der Taskleiste. Da kann ich mir auch ChromeOS downloaden. Sekunde! Gab es da nicht schon mal einen Webbrowser, den Microsoft viel zu tief ins System integriert hat? Hm.
- Die Live-Kacheln sind weg. Dafür hat man jetzt Widgets. Nein keine Sorge! Die Vista-Sidebar kommt nicht zurück, das ist was anderes.
- Der Tablet-Modus ist – obwohl es viele behaupten – nicht weg. Aber er ist deutlich dezenter und automatisiert. So reagieren Fenster im Tablet-Modus etwas anders auf Verschieben und Vergrößern als unter Windows 10. Elemente haben größeren Abstand zueinander usw.
- Insgesamt hält Microsoft an der Universellen Lösung für Tablet und Desktop unter einer Oberfläche fest.
- Es gibt nun SwiftKey … ähm, ich meine, ein neues On-Screen-Keyboard mit wechselbarem Design in Windows 11.
- Skype wird wohl irgendwie von Microsoft langsam fallen gelassen. Es wird nicht mehr vorinstalliert und mit Microsoft Teams (was ja mitinstalliert wird) kann man ja auch Direktanrufe machen.
Und dann gibt es da ja noch was …
Android-Apps unter Windows!? Nicht zu früh freuen.
Es erschließt sich mir irgendwie nicht ganz, was sich Microsoft mit der Integration von Android-Apps erhofft. Und warum man sich dafür mit Amazon zusammengetan hat.
Wer sich aber mal den Amazon Appstore im FireTV und dann im Webbrowser ansieht begreift schnell, das ist das gleiche. Die Auswahl ist klein, die Apps sind meistens Mist.
Was ist aus der Virtualisierung von Apps vom Smartphone geworden? Bleibt das weiter nur so ein Samsung-Ding! Das weiterzuentwickeln hätte viel mehr Sinn, den die Smartphones haben in der Regel auch Zugriff auf den Google-Play-Store und sind das Hauptinstrument, über das die Nutzer die Apps nutzen. Da sind sie auch schon angemeldet, und so weiter. Da anzusetzen war doch keine schlechte Idee!
Aber gut, wenn man schon nicht weiter in diese Richtung gehen will, dann nützt es auch nichts Android-Apps querladen zu lassen. Stattdessen sollte man mal etwas eigenes wagen. Beim Microsoft Edge geht das doch auch. Der eigene Store für Erweiterungen wächst noch, währenddessen muss durch die Unterstützung vom Chrome Webstore niemand auf das Erscheinen seiner Lieblings-Erweiterung im eigenen Store warten. Wenn Google es wollte, hätte man das schon unterbunden. Mit Windows Zugriff auf den PlayStore zu bekommen, sollte doch auch nicht so schwer sein. (aber ich kann mich auch irren) Währenddessen kann man seine eigene Store-Bibliothek für Android aufbauen. Mit WSL 2.0 ist doch eine Basis für so ein Vorgehen da!
Wo ist das Problem? Warum nichts Eigenes? Warum muss jetzt Jeff Besos helfen?
Warum denn diese Hardwareanforderungen?!
Ein Thema, welches die Gemüter erhitzt, sind die Hardwareanforderungen von Windows 11. Wie ich finde zurecht.
Ich meine, mal ehrlich. Das ist ein grafisch aufgemotztes Windows 10! Ja gut mit ein paar interessanten Verbesserungen und Extras. Echt teilweise richtig geniale Ideen die da umgesetzt wurden. Das will ich nicht runterspielen.
Aber für eine neue Version (die es ja eigentlich eh nicht geben sollte) sind die angekündigten Änderungen eigentlich ein Witz.
Lasst uns Aufzählen:
- Neuer Microsoft Store! Das wäre schon der Dritte, denn den von Windows 10 und Windows 8 gibt es immer noch.
- Android-Apps, kann auch Windows 10 (hat Microsoft selbst bewiesen, wollte es sogar einführen), kann sogar Windows 7, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. (Drittanbieter wie BlueStacks und Genymotion machen es vor. Sich dann mit Amazon zusammen zu tun. Nichts gegen Amazon, aber das muss nicht sein. Das kriegt man anders hin, zumal es viele Android Apps von Microsoft gibt, die richtig gut sind. Geeignete Entwickler scheint man ja irgendwie zu haben.
- Runde ecken. Alles Flippen aus wegen den runden Ecken. Vielleicht weil Windows XP und Windows 7 auch viele runde ecken hatten. Toll, dass man aus Windows 8 und 10 gelernt hat. Aber Stardock mit WindowBlinds bringt mir das auch unter Windows 10 und 8.
- TPM 2.0, UEFI und SecureBoot. Ich halte von dem nichts. Nichts davon hat mir je etwas gebracht. Ich arbeite auch heute noch mit einem Rechner, der mir gutes altes Legacy Boot mit BIOS und nicht UEFI, kein SecureBoot und wenn überhaupt TPM 1.2 bietet. Ich kann mich über nichts beklagen. Gut vielleicht könnten es mehr RAM oder ein schnellerer Prozessor sein. Aber das muss noch nicht. Es kann, aber muss nicht. Noch habe ich die Wahl.
WAS FÄLLT DENEN EIN!
Ein Betriebssystem sollte Anforderungen an die Hardware, an die Kapazität von Arbeitsspeicher, Prozessorpower und Grafikkarte etc. haben. Es soll mich nicht zwingen irgendeinen komischen viel zu neuen Chip und eine festgelegte BIOS-Variante zu unterstützen.
Solche speziellen Hardware-Anforderungen darf mir MacOS stellen, weil es dafür gemacht ist, auf ganz bestimmten Rechnern zu laufen. Da versteht man das. Vermutlich wird aber grade das neue MacOS letztendlich auf viel mehr älteren Rechnern laufen können, als Windows 11 mit diesen Anforderungen.
Denn es sind diese Anforderungen, die ein Wechsel des Motherboards und somit meistens auch des ganzen PCs unausweichlich machen, weil man diese Teile nicht tauschen kann. Wäre dem so, würden viele vermutlich nicht so laut Aufschreien. Denn ihre alten Geräte wären noch aufrüstbar.
Microsoft hat aber wohl die Schnauze voll von älteren, noch nützlichen, alltagstauglichen Geräten. Gut, Geräte die älter als 4 Jahre sind, sind für mich auch nicht alt, obwohl sie kein TPM 2.0 haben – aber in Redmond ist das wohl Steinzeithardware. Sie wollen mich eher dazu zwingen mir neue Hardware zu kaufen und die alte auf den großen Berg mit Elektromüll zu schmeißen, oder ich soll mir ein anderes Betriebssystem suchen.
Mit dieser Meinung bin aber nicht alleine. Ex-Micrsoft-Chef Steven Sinofsky ist mir einer Meinung:
„Windows 11 wird haufenweise unnötigen Computer-Müll erzeugen!“, sagt er.
BEISPIEL:
Ich persönlich bin jetzt nicht verwundert, dass meine 15 Jahre alte Desktop-Kiste offiziell (Ein ähnliches wie hier abgebildetes Fujitsu-Modell) nicht unterstützt wird. Aber der genaue Grund tut hier dann doch weh. Ein Fujitsu-Rechner von 2006, der wunderbar auf Windows 10 läuft und der vielfach in Unternehmen und Schulen und bei Privatanwender zu finden ist, reicht eigentlich noch für Windows 11!
- 64 bit
- genug Prozessorpower (Intel Core 2 Duo, der zwar offiziell noch nicht als kompatibel gelistet wird, aber alle Anforderungen erfüllt)
- genug RAM (8GB also doppelt so viel wie gewünscht)
- sogar der blöde TPM-Chip würde reichen (wenn Microsoft auch 1.2 akzeptiert)
- DirectX12 kompatible Grafikkarte oder WDDM2? Gut, das wäre das Ende der GTX 550Ti (nur in meinem Rechner), schade, aber die kann man vielleicht ersetzen. Obwohl ich nicht weiß warum ich so eine Anforderung erfüllen muss, auch wenn ich auf der Kiste keine AAA-Spiele zocke.
Es scheitert am verdammten Secure Boot und am Legacy BIOS.
Das Board hat kein UEFI, SecureBoot meines Wissens auch nicht. Und genau das meine ich, den BIOS-Chip kann ich nicht einfach austauschen, den TPM-Chip auch nicht.
Würde man Legacy Boot unterstützen, nicht auf Teufel komm raus SecureBoot erzwingen und auch noch (nur) TPM 1.2 unterstützten, wäre der Rechner noch okay. Er könnte noch viele Jahre brav seinen Dienst tun. Aber nein. Nicht unter Windows.
Aber: Insider bekommen als Geschenk Windows 11, auch wenn Ihr Rechner das offiziell nicht unterstützt. Warum auch immer das sinn macht. Ich bin auch dabei. Mein Rechner bekommt also doch ein Upgrade, das mir bis jetzt zeigt, dass Windows 11 sehr wohl auf der 15 Jahre alten Kiste funktioniert, aber zum Release muss ich auf Windows 10 downgraden.
Geiles Geschenk. Fühlt sich an, wie eine erzwungene Beta-Testphase, die man nie verlängern kann und dessen Vollversion man eh nicht bekommt. Und zurück auf Windows 10 kann man nicht, zumindest nicht ohne seine Daten zu verlieren. Vielen Dank für das hässliche Salatbesteck Microsoft.
Let´s talk Details: Runde ecken und erboste Kunden – Ein Griff ins Windows-Klo.
Ich habe nichts gegen Fortschritt aber Fortschritt bedeutet auch, dass man nicht nur die neue Generation mitnimmt, sondern auch so gut wie möglich an der alten Generation mit Festhält, also einen Konsens findet. Sonst kocht diese Generation ihre eigene Suppe und fällt dadurch entweder zurück oder schafft sogar, einen früher oder später doch noch zu überholen.
Diesen Text hier schreibe ich auf Windows 8.1 was, erst im Januar 2023 keinen offiziellen Support von Microsoft mehr bekommt. Windows 10 ist schon zwei Jahre danach dran, 2025. Dann werden viele Rechner auf Windows 10 sitzen bleiben.
Es ist schon peinlich.
Mit Windows 10 hat Microsoft die Führung im Desktop-Segment wieder erlangt, alte Zombies wie Windows 7 und Windows XP weitgehend vertrieben. Jetzt pfeift man auf seine eigenen Versprechungen. Windows 10 ist nicht das letzte Windows. Windows 11 kommt.
Es wird Hardware verlangt, die noch nicht mal auf dem Markt war, als Windows 10 veröffentlicht wurde und die man nicht aufrüsten kann. Das Versprechen an Kunden mit älteren Rechnern, das Windows 10 dessen Leben weit verlängert, es endet in vier Jahren.
Man zwingt Kunden zu einem Neukauf, den nicht jeder machen wird. Dadurch aber passieren zwei Sachen: Zum einen wird aus Windows 10 ein Zombie, ein noch größerer Zombie als Windows XP. Denn eines hat sich nicht verändert, ja sogar verbessert. Die Haltbarkeit der Hardware. Ich erwähnte meinen Rechner von 2006, er läuft immer noch. Sogar im Tripple-Boot und eines der Betriebssysteme ist Linux, was auch 2025 noch Updates bekommt und auf diesem PC laufen wird.
Zweitens werden alternativen für Windows immer beliebter. Gaming ist auf Windows 11 besser? Ja, XBOX-Exklusive Titel betrachtet, aber was ist mit Steam und Proton? Sie machen Gaming auf Linux (für eine weitgehend größere Menge an Spielen) besser als Windows.
Es wird Kunden geben, die abwandern, denn Windows verliert so langsam seine Alleinstellungsmerkmale.
Alleinstellungsmerkmal Office? Gibt alternativen, oder Office im Web, oder Office auf dem Mac, usw. Das Betriebssystem wird eines unter vielen, während die Anforderungen, die es bringt, immer höher werden.
Und dann kommt Microsoft mit so einem Move. Seine Kunden Ende Juni 2021 vor solche Tatsachen zu stellen … Wow. Das hätte ich so nicht erwartet.
„Ein Pessimist zu sein hat den Vorteil, dass man entweder ständig recht behält oder angenehme Überraschungen erlebt.“, sagt George Will. Gut, ich habe nicht komplett recht behalten, ein zwei Dinge haben mich dann doch überrascht. Doch im großen Ganzen, habe ich mehr recht behalten, als dass ich angenehm überrascht wurde. Aber vielleicht werde ich ja noch überrascht, durch ein Umdenken in Redmond. Aber wenn ich das erwarte habe ich ja wieder recht behalten …
Wer jetzt trotzdem noch Lust drauf hat, sich das Event nachträglich anzusehen:
- Will your PC run Windows 11? Even Microsoft can’t say for sure | ZDNet
- Windows 11: Microsoft apologizes for compatibility confusion, hints at changes | ZDNet
- Ex-Windows-Chef kritisiert Microsoft für Windows-11-Systemanforderungen (t-online.de)
- Windows 11: Microsoft überdenkt Systemanforderungen – PC-WELT (pcwelt.de)
- Windows-11-Systemanforderungen: Microsoft senkt die Hürden – COMPUTER BILD
- Kritik an strengen Systemanforderungen für Windows 11 (bluewin.ch)
- Chaos pur: Microsoft hat die Vorstellung von Windows 11 komplett versemmelt – Microsoft – derStandard.at › Web
- Windows 11: Für die Nutzung muss man diese Voraussetzung erfüllen – FOCUS Online
- Windows 11: Ihr Scalper könnt eure TPM-Chips behalten! – Golem.de
- Tech-YouTuber testet Windows 11 ISO aus – „Sieht wie Mac aus.“ (mein-mmo.de)
- Windows 11 macht es vor: Wie lang soll ich noch warten, Apple? (giga.de)
Pingback: Windows 11 – Eine Bekenntnis und Neubetrachtung – ownOnline